Was ist denn eine Stresssituation? Wie definierst du das und die anderen Spieler? Wann tritt die ein? Ist Stress nicht mit Erschwernis abzubilden? Schimmen im Teich +0, Schimmen im reissenden Strom +8?
Rhetorische Frage, oder direkte Frage?...
Direkte Frage.
Bei deiner Annahme gehst du davon aus, dass alle Teilnehmer einen Konsens darüber haben oder finden, was "Situationen, die konventionell negativen Druck / Stress auslösen" eigentlich sind. Das halte ich nicht für selbstverständlich. Die Abstimmung im Vorfeld ist ok, aber bedenke, dass sich das im Spielverlauf auch ändert. Irgendwann wird der Spieler davon ausgehen, dass für den Meisterdieb Taschendiebstahl zum Alltag gehört und dann bist du quasi in der Situation "Bestimmung von Menge/Qualität bei Gegenständen", nicht ob, sondern nurnoch wieviel Gold der Dieb vom Markt mitbringt.
Vielleicht kann man sagen: Gewürfelt wird, wenn dieser eine Charakter in der Situation Stress empfinden würde?
Einen Teil beantwortest du gewissermaßen selbst:
Plantschen im Teich kann Proben erfordern, wenn der schwimmende Charakter bspw. Angst vor Gewässern hat und zum Schwimmen gezwungen wird.
Hier hat der Charakter einen Trigger ("Angst vor Schwimmen"), welcher in seiner Situation Stress auslöst und somit die Probe begründet. Und zwar unter dem Aspekt Eskalation. Das kann verallgemeinert ein mechanischer Auslöser für Würfeln sein.
Daher finde ich auch, dass die Frage, ob gewürfelt wird oder nicht primär vom Charakter(-hintergrund) und seinen Talenten abhängt.
Hier bin ich nicht sicher, ob das der primäre Grund ist. Ich gehe im Folgenden nur von Proben abseits des Kernspiels aus, die von SL gefordert werden.
Für mich stellen sich andere Fragen: Was steht auf dem Spiel? Wie wichtig ist es? Was wären die Konsequenzen des Scheiterns? Bringt es was für Miteinander, Stimmung und Spass am Tisch?
Diese Fragen können nicht a priori beantwortet werden, sondern sind immer situativ zu entscheiden.
Ich denke, es ist eine gesunde Mischung aus mehreren Aspekten, wann und weshalb der SL eine Probe einfordert. Erfahrung, Einschätzung und Kenntnis der Spieler spielt da sicher auch mit rein.
Deshalb ist u.g. d) mittlerweile meine Liebingsvariante. Aber wir spielen auch schon viele Jahre zusammen.
d) Der Würfel übernimmt die Rolle des Schiedsrichters, wenn die Erwartungen der Spieler unterschiedlich sind
d) Ja, aber wie übersetzt sich das am Spieltisch? Wird dann jeder Spieler bei jeder Handlung rundum gefragt:
Wie sind eure Erwartungen in Bezug auf die beschriebene Handlung? Konsens oder Dissens? Nichtwürfeln, oder Würfeln?
Wäre das nicht auch tendenziell inpraktikabel?
Schweigen ist Zustimmung. Der Spieler erzählt Tun und Absicht des Charakters. Wenn einer meint, das ist nicht ok, wird gewürfelt. Es funktioniert bei emanzipierten Spielern und erfahrenem SL. Das ist auch reduzierbar auf Konsens/Dissens zwischen SL und dem einzelnen Spieler und nicht allen. Das bedingt, dass man Situationen etwas flüssiger angeht und sich nicht für jeden einzelnen kleinsten Schritt die Absolution des SL abholt. Der SL auf der anderen Seite muss es mal laufen lassen und damit klarkommen, dass Details von den Spielern bestimmt werden und ihnen diesen Freiraum auch lassen.
Das führt jetzt sehr weit weg von deiner eigentlichen Frage:
Da ich eine neue Runde leiten möchte, frage ich mich, ob man die Bedingungen, wann gewürfelt wird (und v.a. wann nicht), etwas näher eingrenzen könnte?
Ich nehme an, du bist auf harte Bedinungen aus und nicht schwammiges Erfahrungsblabla und Playerempowerment aus. Es wird geprobt:
- Im Kampf/Ini-Durchgang/Battlemap/Dungeon auf alles
- Wenn Action
angesagt ist (Verfolgungsjagd, verrottete Seilbrücke, brennendes Haus). Ein Indiz dafür ist meinst ein geregelter Ablauf/Ini.
- Wenn eine entscheidende Konsequenz auf dem Spiel steht (Kannst du den König überreden, Truppen auszusenden oder nicht?) und daran der Fortgang des Plots entscheidet ohne blockiert zu werden.
- Wenn der Spieler es explizit fordert (für seinen Charakter)
Es wird nicht geprobt (einfache Proben):
- Wenn kein Scheitern zu erwarten ist und die Qualität keine Rolle spielt (PW 15+). Routine für den Charakter.
- Ein Scheitern irrelevant ist, sondern es nur um die Qualität/Menge geht (Dein Kräuterbeispiel, Menge=W20, Menge=Rank*3 u.ä., fertig).
- Die Probe nur den Fortschritt verzögern würde, weil sie wiederholt werden kann (Ich problere zum dritten mal über die Mauer zu klettern, ich schaffe es nicht, aber der starke Krieger kann mich hochziehen (nochmal mit Probe?!)).
Und:
- Vergleichende Proben bei der W20-Varianz nie niemals abseits des Kernspiels. Es ist unwichtig, ob der popelige Händler besser feilschen kann als der Spieler. Wenn überhaupt, dann würfelt nur der Spieler erschwert um +4 und bekommt seine 20% Rabatt auf die magische 3000-Gold-Waffe. Sonst war es eh egal.
- Keine Wiederholung oder "probiers nochmal". Es hat nicht auf Anhieb geklappt? Friss es und probiert was anderes. Es gibt keinen anderen Weg? Bravo SL für diese verkackte Deadlock-Situation.